Besetzung & Info

Schlafes Bruder

Herbert Willi // Robert Schneider

Oper in einem Prolog, acht Szenen und einem Epilog // Text von Robert Schneider in Zusammenarbeit mit Herbert Willi // Neufassung 2006 // Halle E im Museumsquartier, Wien

Musikalische Leitung
Walter Kobéra
Inszenierung
Leonard Prinsloo
Bühne & Kostüm
Monika Biegler
Lichtdesign
Norbert Chmel
Video
Sigrid Friedmann & Ulrich Kaufmann
Eliaskind
Leonid Sushon
Elias
Gernot Heinrich
Seff
Arno Raunig
Seffin
Michaela Christl
Elsbeth
Judith Halász
Lukas
Thomas Weinhappel
Peter
Michael Schwendinger
Haintzin
Heidi Manser
Corvinius
Harald Wurmsdobler
Kurat & Sprecher
Stephan Rehm
Dörfler
Claudia Haber
Angela Kiemayer
Joachim Claucig
Jörg Espenkott
Solo-Trompete
Joe Hofbauer

amadeus ensemble-wien
Sprechchor der Neuen Oper Wien

Kurztext

„Schlafes Bruder“ vom Vorarlberger Herbert Willi entstand als erste Oper des Komponisten im Jahre 1996. Basierend auf dem erfolgreichen Roman von Robert Schneider, thematisiert Herbert Willi in seiner Oper die Hörerlebnisse des Bergbauernsohns Elias, dessen außergewöhnliche musikalische Begabung seine zwischenmenschliche Kommunikation erschwert. Elias wird durch seine Andersartigkeit zum Außenseiter und scheitert schließlich daran, ohne Liebe und Kommunikation in einer derartigen Sprachlosigkeit nicht mehr leben zu können. Im Gegensatz zum Roman suggeriert das Bühnenwerk, dass Elsbeth und Elias, nach dessen Tod, in einer anderen Dimension letztendlich zueinander finden können.

2006 brachte Herbert Willi eine revidierte Fassung der Oper heraus, in der er das „Hörwunder“, das Elias als Knabe erlebt, zum Zentrum des Werks machte. Weiters komponierte er einen Prolog und änderte den Schlussmonolog gravierend. Der Komponist erzählt das Zerbrechen des Elias an seiner Umwelt als virtuose Klangreise, die sich musikalische auf drei Pfeiler stützt: Instrumentalteile – Verbindung von Musik und Gesang – Sprache.

Kritiken

Prächtig inszenierte Geschichte

Hier leistet der Abend in der Regie von Leonard Prinsloo, in dem absolut abstrakten Bühnenbild von Monika Biegler (mehrere kubusartige Strukturen nebeneinander) ganz Besonderes, wenn diese beängstigende Umwelt auf Elias einstürzt und sich das große Gleichnis von der Einsamkeit des Genies aufs Nachdrücklichste entfaltet. (…) Es ist eine prächtig inszenierte Geschichte, die doch nur durch die Musik von Herbert Willi möglich wird. (…) Man sagt dieser Musik nichts Schlechtes nach, wenn das eine oder andere aus Vorgaben von Wagner oder Mahler herausentwickelt scheint, eine Musik, von strahlenden Trompetentönen (Solo-Trompete: Joe Hofbauer) getragen, die sich geradewegs in das Herz des Zuhörers hackt. – Vorarlberger Nachrichten, Dr. Renate Wagner-Wesenmann

Ertrunken in der Welt der Klänge

Tonlandschaften öffnen sich, eine Welt der Geräusche bricht auf. Alles im Leben des jungen Elias wird Klang, der als Sturmböe über den Burschen hereinbricht: Herbert Willis Oper „Schlafes Bruder“ nach Robert Schneiders Erfolgsroman wird in Leonard Prinsloos Regie von der Neuen Oper Wien aufgeführt. (…) Musikalisch gefällt die Aufführung dank ausgezeichneter Solisten, dem amadeus ensemble und dem Sprechchor der Neuen Oper Wien unter Walter Kobera durch Dichte, Klangfrische, leuchtende Farben. Gernot Heinrich als sich verweigernder Träumer Elias auf seiner Hörreise in dem Tod erntete ebenso viel Beifall wie alle anderen: Leonid Sushon als berührendes Eliaskind, Judith Halasz‘ lustvolle Elsbeth, Thomas Weinhappels leidenschaftlicher Lukas mit schönem Bariton, Michael J. Schwendingers liebender Peter, Harald Wurmsdoblers Corvinius oder der Solotrompeter Joe Hofbauer. – Kronen Zeitung, Karlheinz Roschitz

Aufregende Klangreise

Dirigent Walter Kobéra und das Amadeus Ensemble-Wien gestalten diese aufregende Klangreise intensiv und ursprünglich. Schon die Töne des Prologs sprengen mit einer explosiven Kraft fast den Raum, die ganze Partitur klingt fein abgestimmt und äußerst konzentriert. Darstellerisch wie auch stimmlich agieren alle Protagonisten mit unmittelbarerer Überzeugungskraft. Gernot Heinrich leidet und rebelliert als Elias eindringlich, Judith Halász, eine liebliche Elsbeth, die ihre Liebe einem Sexrausch opfert, den sie mit Thomas Weinhappel (Lukas) äußerst authentisch spielt, (…) – klassik.com, Midou Grossmann

Dynamisch-abstraktes Bühnenambiente

Die vielen Würfel, die der hochsensible Elias (vokal glänzend Gernot Heinrich) zu begehen und zu bewohnen hat, ergeben ein dynamisch-abstraktes Bühnenambiente (Monika Biegler), das Klarheit wie Spannung schafft (…). Das Ensemble (…) war gut, und das Amadeus Ensemble Wien unter Walter Kobera spielt bei Schlafes Bruder von Herbert Willi im Energischen seine Stärken aus. – Der Standard, Ljubisa Tosic

Viel Faible für Details

Jetzt hat sich die Neue Oper Wien dieses Einakters in einem Prolog und acht Szenen und Epilog, der in dieser Fassung bereits im März 2008 am Stadttheater Klagenfurt zu sehen war, angenommen. In der Regie des mit der Neuen Oper schon seit Jahren eng zusammenarbeitenden Leonard Prinsloo. Er versucht, angeregt durch die unterschiedlichen Bewegungsabläufe der Musik, die Szenerie vor allem choreografisch einzufangen. Umso dramatischer präsentierte er die sich unterschiedlich entwickelnden Liebesbeziehungen von Elsbeth zu Elias und Lukas. Sorgfältig einstudiert präsentiert sich das von Walter Kobéra geführte, das vielschichtige Lineament des Stückes mit viel Faible für Details herausarbeitende amadeus ensemble-wien. Bei den Solisten – voran die Darsteller von Eliaskind (der hochbegabte erst achtjährige Leonid Sushon), Elias (der konturiert artikulierende Gernot Heinrich), Elsbeth (die emphatisch gestaltende Judith Halász) und Kurat (der auch als Sprecher markante Stephan Rehm) – stand weniger die individuelle Gestaltung als eine in sich geschlossene Ensembleleistung im Vordergrund. – Die Furche, Walter Dobner