Besetzung & Info

Die Judith von Shimoda

Wiener Erstaufführung, Auftragswerk der Bregenzer Festspiele und der Neuen Oper Wien (Uraufführung in Bregenz: 17. August 2023, 20 Uhr)

Musik: Fabián Panisello
Libretto von Juan Lucas nach dem Schauspiel Nyonin Aishi. Tōjin Okichi Monogatari (Tragödie einer Frau. Die Geschichte der Ausländerin Okichi) von Yamamoto Yūzō (1929) in der nachgelassenen Bearbeitung von Bertolt Brecht und Hella Wuolijoki

Machtmissbrauch und die Instrumentalisierung eines Individuums für persönliche Vorteile stehen in Bertolt Brechts 1940 entstandenem Theaterstück, das er als Bearbeitung eines japanischen Textes anfertigte, im Mittelpunkt. Die erst 1997 posthum veröffentlichte Spielfassung ist nun die Grundlage für die brandneue Oper von Fabián Panisello.

Das 1929 von Yamamoto Yūzō geschriebene Original erzählt vom ersten amerikanischen Konsul, der 1856 im japanischen Shimoda eintrifft und bemängelt, dass er keine einheimische Dienerschaft bekommt. Als auch noch seine Gespräche über einen geplanten Handelsvertrag schwierig verlaufen, droht er, die Stadt beschießen zu lassen. Endlich erklärt sich die Geisha Okichi bereit, dem Konsul zu dienen, um ihre Heimatstadt zu retten. Für ihren Umgang mit dem Ausländer wird sie jedoch trotz ihrer Ehe mit einem Japaner geächtet, verfällt dem Alkohol und wird wieder Geisha. Brecht sah in diesem Stück das Potential für »eine japanische Judith« und meinte damit »eine zu Ende erzählte Geschichte der großen Heldentat«. Mit dem Verweis auf die biblische Figur der Judith betonte Brecht die Verantwortung der Gesellschaft für Okichis Entwicklung. (Text von Olaf A. Schmitt – Bregenzer Festspiele)

Nach den erfolgreichen Aufführungen von Staatsoperette – Die Austrotragödie sowie Der Reigen setzt die Neue Oper Wien die Zusammenarbeit mit den Bregenzer Festspielen fort. Regie führt Carmen C. Kruse, Susanne Brendel entwirft Bühnenbild, Kostüme und Video.

Musikalische Leitung Walter Kobéra / Inszenierung Carmen C. Kruse / Bühne & Kostüm & Video Susanne Brendel / Lichtdesign Norbert Chmel / Klangregie & Live-Elektronik Christina Bauer / Konzeption und Gestaltung Live-Elektronik Alexis Baskind / Sprachcoach Stephan Rehm

Mit:
Okichi Anna Davidson / Saito Alexander Kaimbacher / Ofuku / Clive Megan Kahts / Tsurumatsu / Kito Martin Lechleitner / Henry Heusken / Akimura Harald Hieronymus Hein / Osai / Ray Gan-ya Ben-gur Akselrod / Townsend Harris Timothy Connor / Fürst Isa Karl Huml

Wiener Kammerchor, Chorleitung: Bernhard Jaretz

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Hier geht’s zum Artikel: Carmen C. Kruse übernimmt kurzfristig die Regie von „Die Judith von Shimoda“. 

Präzise Personenführung

Eine sehr gelungene Installation (Bühne, Kostüm und Video von Susanne Brendel), die in vielen Szenen die Zerbrechlichkeit der dargestellten Frauenpsyche eindrucksvoll unterstreicht. (…) Carmen C. Kruse weiß in ihrer Inszenierung mit einer präzisen Personenführung zu überzeugen.“ – Susanne Dressler, Theater der Zeit

Ein weiterer Erfolg

Unangefochtene Zentralfigur der Partitur wie der Inszenierung ist Anna Davidson als Okichi, die mit perlmuttartig schimmerndem Sopran keinerlei extreme Höhen scheut. (…) Ein weiterer Erfolg für Walter Kobéra und seine Neue Oper Wien, die einen unverzichtbaren Beitrag zur Reichhaltigkeit des Opernstandorts Wien leisten.“ – Walter Weidringer – Die Presse / Opern.News

Wie ein kleines Kraftwerk

Mit präziser Rollengestaltung und wie ein kleines Kraftwerk zieht Anna Davidson (Okichi) die Aufmerksamkeit auf sich. Schön, dass die Musik mit tönendem Herzschlag ihr Ende offen lässt. Auch Gan-ya Ben-gur Akselrod (Osai, Ray), Harald Hieronymus Hein (Heusken, Akimura), Alexander Kaimbacher (Saito), Martin Lechleitner (Tsurumatsu) und Megan Kahts (Ofuku) vermitteln, sich trotz des hohen Schwierigkeitsgrades in den jeweiligen stimmlichen Anforderungen wohl zu fühlen.“ – Christa Dietrich, APA

Fabelhaft

Panisello beherrscht viele Stile bis hin zum Jazzrock – eine E-Gitarre ersetzt kreischend die Shamisen, die traditionelle Laute, Instrument der Geishas. Auch flicht er – in einem betörenden Moment der Ruhe – ein altes japanisches Lied ein, aber nie so ostentativ, dass man darin Folklore vermuten könnte. (…) Wie Anna Davidson die Okichi singt und spielt, (…) ist fabelhaft.“ – Egbert Tholl, Süddeutsche Zeitung