Besetzung & Info
FUGE – UNFUG – E
Dieter Kaufmann
Monodram für Sprecherin, Posaune und Orchester nach Elfriede Jelineks Stück „er nicht als er (zu, mit Robert Walser)“ // Uraufführung // Wiener Kammeroper
- Musikalische Leitung
- Walter Kobéra
- Inszenierung
- Johannes Erath
- Ausstattung
- Katrin Connan
- Lichtdesign
- Christian Weißkircher
- Dramaturgie
- Alexandra Noël
- Frau
- Gunda König
- Mann
- Bili Baumgartner
- Posaune
- Renate Slepicka
amadeus ensemble-wien
Doppelabend mit Eliott Carters „What next?“
Kurztext
„Das Chaos beginnt, und die Ordnungen verschwinden.“ Dieser Satz aus Elfriede Jelineks Stück „Er nicht als er“ über Robert Walser charakterisiert treffend die Ausgangssituation in Elliott Carters „What next?“: In der 1990 entstandenen ersten Oper Carters, der 2008 seinen 100. Geburtstag feiert, befinden sich sechs Personen im Schockzustand nach einem Unfall. Sie wissen nicht mehr, wer sie sind und wo sie sind, und vor allem wissen sie nicht mehr, in welchem Verhältnis sie zueinander stehen. Jeder hält sich krampfhaft an seinen Erinnerungsresten fest, und nur mühsam finden sie sich selbst und ihre Sprache zurück. Durch die Sprachlosigkeit und die Entfremdung der Personen zeichnen Carter und sein Librettist Paul Griffiths eine Parabel auf den Überfluss an Kommunikation in der heutigen Welt.
Identitätssuche und die Isolation des Menschen sind auch die Kernthemen der Werke sowohl Robert Walsers als auch Elfriede Jelineks. Jelinek hat mit „Er nicht als er“ versucht, sich dem von ihr verehrten Dichter zu nähern, der freiwillig die letzten dreißig Jahre seines Lebens in einem Irrenhaus verbracht und dort keine Zeile mehr geschrieben hat.
Nach der erfolgreichen Uraufführung seines „Requiem für Piccoletto“ 2006 hat Dieter Kaufmann sich erneut einem Bühnenstück gewidmet – das allerdings ursprünglich ein Posaunenkonzert werden sollte. Doch Jelineks Text über Walser ließ den Komponisten nicht mehr los, schlich sich mehr und mehr in das Konzert, und so entstanden mit „FUGE – UNFUG – E“ laut Kaufmann „zwölf Variationen über einen großen Einsamen“.
Kritiken
Sehr gutes Ensemble
Die Musik soll nach Kaufmann „akustisches Bühnenbild“ sein. Und tatsächlich umrahmt sie diese Jelinek-Auseinandersetzung mit dem in einer Anstalt gelandeten Dichter Robert Walser als bisweilen flächig-statisches, dann wieder opulent sich dahinschwingendes Gebilde, das vom „amadeus ensemble wien“ unter Walter Kobera energetisch aufgeladen umgesetzt wird. In Elliott Carters Kammeroper What next? finden sich sechs Personen nach einem Autounfall ratlos in einer schräg postierten weißen Box, die passenderweise keinen sicheren Halt bietet (Ausstatterin: Katrin Connan). Hat man überlebt? Wie sind die Beziehungen zueinander? Das enigmatische Geschehen hat Erath dicht inszeniert, er profitiert auch davon, ein sehr gutes Ensemble zur Verfügung zu haben. – Der Standard
Großer Ideenreichtum
Überhaupt besticht der Abend der Neuen Oper Wien durch die ideenreiche Regiearbeit von Johannes Erath, der auch „What next?“, die einzige Oper des heuer hundertjährigen amerikanischen Komponisten Elliott Carter, mit großem Ideenreichtum davor bewahrt, trotz kurzer 45 Minuten lang zu werden. – Vorarlberger Nachrichten